Kapitalanleger suchen nach Sicherheit und Rendite um ihre Werte zu erhalten und zu mehren. Privatmenschen, Unternehmer oder Institutionen wollen mithilfe ihrer Kapitalanlage auch übermorgen noch mit ihrem Geld gestalten und es genießen können. Das ist der Sinn von Kapitalanlagen und das muss sich auch nicht ändern. Was sich jedoch ändert ist die Perspektive von immer mehr Kapitalanlegern auf die Welt von übermorgen, in der sie gestalten und genießen wollen. Neben Sicherheit und Rendite erkennen immer mehr Anleger auch die auszehrende Wirkung ihrer Anlagen auf die Welt von übermorgen. „Wenn mein Geld in 5 Jahren mehr geworden ist – sind Gesellschaft und Wirtschaftssystem dann noch so intakt, dass ich das mit meinem Geld das tun und erleben kann, was ich mir wünsche?“
Die Verantwortung war bislang klar aufgeteilt: Unternehmen schaffen Produktivität und kapitale Wertschöpfung. Politik und Non-Profit Organisationen kümmern sich um die Gesundheit von Natur, Gesellschaft und Wirtschaftssystem. Doch diese Arbeitsteilung ist in den Augen von immer mehr Kapitalanlegern nicht ausreichend performant für eine positive Zukunfts- und Anlageperspektive. Was eine sichere und attraktive Rendite in der Welt von übermorgen letztlich noch wert sein wird hängt in der traditionellen Arbeitsteilung vor allem von Politik und Non-Profit Organisationen ab. Die befinden sich nicht im Einflussbereich des Kapitalanlegers und bewirken aktuell noch wenig vielversprechende Veränderung.
Regenerative Kapitalanlagen der Zukunft zeichnen sich dadurch aus, dass neben Sicherheit und Rendite auch unmittelbare Regenerationseffekte in die Geschäftsmodelle integriert sind. Somit liegen Aspekte von Erhalt und Regeneration der systemischen Gesundheit hier im Einflussbereich des Anlegers. Eine regenerative Anlage allein macht noch keine lebenswerte Zukunft, doch die Konzepte sind übertrag- und skalierbar. Mit zunehmenden Kapitalzufluss werden sie höchst wirksam im Wirtschafts- und Lebensumfeld der Anleger.
Anlagekapital ist die Haupt-Energieversorgung für die Gestaltung unserer Zukunft. Wo Kapital angelegt wird, wächst und beschleunigt sich etwas. Wo es abgezogen wird, schrumpft und verlangsamt sich etwas. Wenn Kapital in Geschäftsmodelle investiert wird, die Natur und Gesellschaft auszehren ohne Rückfluss und effektive Regeneration, dann beschleunigt jeder investierte Euro den Trend der Auszehrung. Wenn in regenerative Unternehmen investiert wird, beschleunigt jeder Euro den Trend der Rückführung und Gesundung von Gesellschaft und Natur.
Nachhaltige Investments und Impact Investing gibt es bereits und viele dieser Unternehmen leisten schon wertvolle Regeneration an Natur und/oder Gesellschaft. Solche Investments fallen grundsätzlich auch in die Kategorie von regenerativer Kapitalanlage so wie sie hier definiert wird. Bisherige ökosoziale Anlagemöglichkeiten sind aber häufig rühmliche Ausnahmen mit Nischengeschäftsmodellen, die sich in ihrer Regenerationswirkung kaum auf andere Geschäftsmodelle übertragen ließen. Die größere Zukunft der regenerativen Kapitalanlage wird deshalb in Unternehmen liegen, die mit oder ohne ökosozialem Produktfokus ganz selbstverständlich Teile ihrer Gewinne in die Regeneration von umgebender Natur und Gesellschaft zurückfließen lassen im Sinne der gemeinschaftlichen Selbsterhaltung.
Ein regeneratives Geschäftsmodell wird von Grund auf so gestaltet, dass eine Regenerationsverantwortung im Geschäft selbst verankert ist. In einem regenerativen Geschäftsmodell ist die Rückführung von Ressourcen an das Ökosystem und die Menschen in seiner Umgebung genauso fest verankert, wie das Ziel der betrieblichen Rentabilität. Dadurch steigt mit dem wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens proportional seine Regenerationswirkung für die umgebende Natur und Gesellschaft. Regenerative Kapitalanlagen zeichnen sich dadurch aus, dass neben der Verzinsung oder Dividende für die Kapitalgeber auch eine verbindliche Gewinnrückführung an Natur und soziales Umfeld geschehen. Konkret und nachvollziehbar im Einflussbereich des Unternehmens werden Teile des Gewinns in die Gesundung von Ökosystem und Gemeinschaft rückgeführt.
Kapitalgeber für regenerative Unternehmen erwarten also mehr als nur Reports über Ressourcenschonung und Optimierungen, die im Sinne der traditionellen Priorität der Gewinnentnahme verschmerzbar sind. In regenerativen Unternehmen können Investoren sich darauf verlassen, dass Natur und Gesellschaft wie Anteilseigner behandelt werden und verbindlich vom Erfolg des Unternehmens profitieren werden.
Kapital ist zunächst immer neutral. Private Sparvermögen, Gewinne aus Unternehmen oder aus Spekulation oder institutionelles Kapital unterscheiden sich in ihrer Wirkung zunächst nicht. Erst in dem Moment wo es wieder angelegt wird entfaltet Kapital seine Wirkung, die die Zukunft von uns Menschen in eine bestimmte Richtung formt. Der Wunsch nach Anlageformen, die nicht nur Sicherheit und Rendite bieten, sondern auch eine konkrete Regenerationswirkung für Natur und Gesellschaft ist nicht neu.
Neu ist die sich unter Kapitalanlegern ausbreitende Erkenntnis, dass die Regenerationsleistung einer Anlage unmittelbar darüber mit entscheidet, ob die Cash-Rendite auch übermorgen noch in einer gesunden Gesellschaft und einem gesunden Wirtschaftssystem verwendet und genossen werden kann. Neu ist, dass die Anleger ihre Rendite gern mit Natur und Mensch im Umfeld des Unternehmens teilen, weil sie ihren Nutzen darin erkennen.
In der Flux Economy haben sich die Prioritäten von Unternehmern, Kunden und Kapitalgebern in wesentlichen Punkten verändert. Es wurde erkannt, dass die Konzentration von wirtschaftlichen Wertrückflüssen allein auf die Kapitalgeber bzw. Anteilseigner eines Unternehmens zu wachsenden Auszehrungseffekten für Natur und Gesellschaft führt. Es wurde erkannt, dass diese Auszehrungseffekte die elementaren Grundlagen für Wirtschaft und ein gutes Leben spürbar schwächen. Es wurde erkannt, dass nicht länger auf Institutionen und Organe in Wirtschaft und Gesellschaft gewartet werden kann, in der Hoffnung, dass zeitnah ausreichend wirksame Innovationen umgesetzt werden. Es wurde erkannt, dass die Verantwortung für die Regeneration von Natur und Gesellschaft vielmehr im eigenen Einflussbereich angesiedelt werden muss, damit der positive Wandel sich ereignen kann.
Dieser Einflussbereich ist die eigene Nachbarschaft, das sind die Menschen um uns herum, das sind die Unternehmen die uns lokal versorgen und die wir selbst mit betreiben, gründen oder finanzieren. Im Lichte dieser Erkenntnisse hat sich auch die Erwartungshaltung von vielen Kapitalanlegern verändert. Sie wünschen sich immer noch den Erhalt und die Mehrung ihres Kapitals, doch genauso wichtig ist ihnen, dass die gesellschaftliche und ökologische Lebensumgebung in der sie ihren Wohlstand genießen möchten gesünder und perspektivreicher wird. Diesen Anlegern gefällt, dass sie die konkreten Maßnahmen und Aktivitäten der Regeneration in dem Unternehmen miterleben können, in das sie investieren.
Angelegtes Kapital ist Dünger für die Wirtschaft von morgen und damit für die Lebensrealität von morgen. Kapitalanlage ist der zentrale Abstimmungs-Mechanismus unserer globalen Gesellschaft. Wer also die Zukunft faktisch gestalten will, der sollte sich das Instrument der Kapitalanlage genauer anschauen und es benutzen. Mit regenerativem Anspruch Kapital anzulegen kann viel bewirken. Ein Unternehmen – egal welcher Größenordnung – zu gründen oder umzustrukturieren, damit es sich als regenerative Kapitalanlage eignet kann sogar noch mehr bewirken – denn ohne regenerative Anlagemöglichkeiten keine Regeneration.
Die Grundgesetze von Sicherheit und Rendite gelten auch in der Flux Economy. Professionalität in Konzeption und Betrieb sind unerlässlich, damit Kapitalgeber seriös in regenerative Anlagemöglichkeiten eingeladen werden können. Doch die zusätzliche Wertschöpfungsdimension von Lebensdienlichkeit und Regeneration steht in diesen Anlageformen auf gleicher Priorität. Dazu wird die wertschöpfende Kraft eines Unternehmens nicht mehr nur auf den Punkt der Entnahme konzentriert, sondern auch sinnvoll lebensdienlich und regenerativ in die Kreisläufe zurück geführt aus denen sie gewonnen wurde.
Wenn 100 private Haushalte in einem Dorf Startkapital in ihre regenerative Solarstromgenossenschaft einlegen, dann ist das der kürzest mögliche Weg, auf dem Kapital in regenerative Wirkung kommen kann. Diese unmittelbaren Privatinvestments in die eigene Nahversorgung sind ein zentrales Werkzeug der Flux Economy.
Genauso wirksam und wichtig sind direkte Investments in einzelne Unternehmen mit regenerativem Geschäftsmodell. Wenn hier Macher und Kapitalgeber zusammen kommen entstehen starke Partnerschaften und Kapital kommt in regenerative Wirkung.
Die größten Kapitalmengen des Planeten suchen jedoch nach professionellen Anlageprodukten wie z.B. Investmentfonds, in denen mehrere Geschäfte zusammengefasst sind, die nach professionellen Kriterien geprüft wurden. Mit solchen Anlageprodukten können professionelle Anlageberater und Vermögensverwaltungen effektiv arbeiten, so dass größere Kapitalmengen in die regenerative Wirtschaft herüber geleitet werden können. Regenerative Investmentfonds befinden sich vielerorts im Aufbau, auch eine Arbeitsgruppe im Flux Fachforum beschäftigt sich mit dem Aufbau solcher Strukturen.