Zukunftsdorf (Definition)

Diese page dient als WIKI Artikel zur Definition der Grundzüge eines Zukunftsdorfs. Er wird regelmäßig angepasst und erweitert. Zuletzt aktualisiert: 24. Juli 2023

Inhaltsverzeichnis

Das Zukunftsdorf (oder das urbane Zukunftsquartier) als Denkmodell und übergreifende Zielrichtung vereint alle Konzepte regenerativer und lokaler Wertschöpfung konkret an einem Ort. Die Nahversorgung mit elementaren Gütern und Leistungen ist in einem Zukunftsdorf getragen von regenerativen Stiftungs- und Genossenschaftsstrukturen in Bürgerhand. Anlagekapital, Konsumgeld und Schenkgelder zirkulieren hier maximal lokal. Gemeinnütziger Substanzaufbau geht hier Hand in Hand mit sinkenden Lebenshaltungskosten bei steigender Unabhängigkeit, Versorgungssicherheit und zunehmender Gestaltungsmöglichkeit der örtlichen Gemeinschaft.

Wertschöpfung, Wertspeicher und Regeneration

Unterschiedliche regenerative Wertschöpfungsmodelle und Wertspeichermodelle in Bürgerhand kommen in einem Zukunftsdorf zusammen und bilden regenerative Kreisläufe, die kontinuierlich mehr Gesundheit und Wohlstand für Mensch und Natur schaffen.

Ein Zukunftsdorf ist eine dezentrale und somit resiliente Versorgungsstruktur, die bürgerliches Engagement potenziert in Wirkung bringt. Ein Zukunftsdorf regeneriert aus eigener Kraft seine Ökologie, seine Wirtschaft und seinen Sozialraum und es schafft mit Sinn erfüllte Arbeitsplätze vor der eigenen Haustüre.

In einem Zukunftsdorf kann es z.B. eine regenerative Bürgerstiftung, eine angeschlossene Wohnbaugenossenschaft und eine regenerative Genossenschaft für Energieversorgung und Landwirtschaft geben. Bürger können hier ihr Kapital lokal und regenerativ anlegen und gemeinsam mit der eigenen Bürgerstiftung immer neue Zweige der regenerativen Dorfstruktur aufbauen und optimieren.

Mögliche Variante einer Zukunftsdorf-Struktur (vereinfacht, beispielhaft)
Mögliche Variante einer Zukunftsdorf-Struktur (vereinfacht, beispielhaft)

Ein offener Baukasten

„Das Zukunftsdorf an sich“ mit fester Bauanleitung gibt es nicht. Jedes Dorf und jedes urbane Quartier hat andere Voraussetzungen, Möglichkeiten und Bedarfe. Das Konzept Zukunftsdorf ist als Baukasten mit vielen möglichen Funktionsbausteinen gedacht, mit dem die Menschen vor Ort miteinander entscheiden welche Schwerpunkte sie für ihre Lebensumgebung setzen wollen.

Unterschiedlichkeit wird zur Stärke

Das Konzept des Zukunftsdorfs ist bewusst überparteilich, überkonfessionell und ideologieneutral angelegt. Es geht um die Funktionalität und Tragfähigkeit von individuellen Versorgungsstrukturen und Regenerationszielen an unterschiedlichen Orten für unterschiedliche Menschen. Jede Gemeinschaft entscheidet selbst, wie sie ihre Region gemeinsam weiterentwickeln will und welche Themen als erstes angegangen werden.

Über pragmatische, anfassbare Bedarfe und Projekte findet jede Gemeinschaft von Initiatoren ihre Gemeinsamkeiten. Über grundlegende Versorgungsthemen von Nahrung, Wohnraum, Energie, Mobilität, Betreuung, Gemeinschaft usw. finden sich schnell greifbare gemeinsame Ziele, in die sich die unterschiedlichen Charaktere einbringen können und in denen sie sich ergänzen.

Anders als ein Ökodorf

Die Konzeption des Zukunftsdorf-Baukastens ist vornehmlich inspiriert von den pragmatischen Bedarfen in ganz normalen ländlichen Regionen in Deutschland. Die Umkehr der andauernden Strukturschwächung und der ökologischen Degeneration sind der primäre Fokus beim Zukunftsdorf. Die Ökodorfbewegung hat über Jahrzehnte viel vorbildliches geleistet, konnte aber den Faktor der Strukturschwächung nie wirksam angehen.

Ökodörfer haben typischerweise einen relativ eng gesetzten Fokus. Die grünen Themen stehen dort stark im Vordergrund, während gleichzeitig ein weitgehender Rückzug aus der Gesellschaft und aus dem Wirtschaftsleben angestrebt wird. So sind Ökodörfer oft kaum anschlussfähig für ihre Nachbargemeinschaften und sie leiden unter finanziellen Nöten weil keine ausreichende Wertschöpfung betrieben wird. So verbleiben typische Ökodörfer häufig in einem Entwicklungs-Halbschlaf. Ohne finanzielle Freiräume und ohne Anschluss den Rest der Menschheit sind sie vorbildhafte Inseln der Nachhaltigkeit, die leider kaum praktisch übertragbare Perspektiven für die restlichen 10.000 Gemeinden in Deutschland haben.

Der Baukausten für Zukunftsdörfer legt von Beginn an den Fokus auf Anschlussfähigkeit mit Wirtschaft und Gesellschaft. Nur so können ausreichende Mittel in den Kreislauf gebracht werden, damit die Regeneration von Mensch und Natur nicht mehr nur auf kleine Inseln beschränkt bleibt, sondern in allen Regionen beginnen kann.

Keine graue Theorie

Die Bürgerstiftung Pfalz hat unter der Leitung von Christiane Steinmetz in über 10 Jahren mehr als 12 Dörfer in der Pfalz auf dem Weg zum Zukunftsdorf begleitet. Im Südschwarzwald und einigen anderen Regionen entstehen gerade die ersten Regionalentwicklungs- und Dorfentwicklungsgenossenschaften. Die grundlegenden Konzepte und Methoden sind also bereits im Einsatz und warten nun auf die Initiative von hunderten und tausenden Menschen in Dörfern und städtischen Nachbarschaften um übernommen zu werden.